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Rotkäpple.friends.Austausch

Öffentlich·163 Rotkäpple.friends

Hanna Scotti
Fördermitglied von lifeART.vision und dem Projekt Rotkäpple

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Selbstermächtigung


ein Traum vom Fliegen





Grau verhangen wölbt sich der Himmel über dem Ritual - Platz. Frauen sitzen um die erloschene Feuerstelle und schwatzen. Das leise Klappern und Klirren ihrer Armreifen klingt geheimnisvoll.

Mir ist unheimlich.

Gestern Abend habe ich einen Fehler gemacht, ich weiß es.


Ich sitze zwar auch im Kreis, aber niemand beachtet mich.


Als die zwei Kursleiterinnen, die sich selbst Schamaninnen nennen, ihre Plätze einnehmen, werden die bunten Schulter - Tücher zurecht gezupft, die Beine untergeschlagen und eine achtungsvolle Haltung eingenommen.


Nach den Einleitungsworten und einer kurzen unheilvollen Pause, alle haben betreten und leise erregt nach unten geschaut, richten sich nun alle Augen schweigend auf mich.

Sie warten.

Meine Kehle ist eng, kein Wort will hinaus.

Sie warten.

Ich würge und huste. Ein dünnes Stimmchen krächzt. Das bin ich.

Sie warten schweigend, ihre Augen werden langsam zornig.



Ich kann nicht, ich kann einfach nicht sprechen, mich erklären, mich vielleicht sogar rechtfertigen.

Sie schweigen, wenden sich ab, angewidert, gelangweilt, manche brechen in vorwurfsvolle Tränen aus.

Die beiden Schamaninnen stehen langsam auf, ich fürchte mich, gestern Abend habe ich einen Fehler gemacht, sie werden mich strafen.

Aber nein, sie setzen sich zu den anderen, trösten, streicheln und beruhigen sie.


Ich habe gestern Abend einen Fehler gemacht.


Wir hatten Absprachen für den Ablauf des Festes, Gäste waren geladen und alles war gut geplant.


Und ich war einfach aufgestanden, mittendrin und hatte eine flammende Rede gehalten. Ich war wie im Fieber, in einem Feuer, das mich mitriss.

Ich sprach und war ganz ich selbst und ich wurde gehört….

Ein Rausch.


Die Frauen waren entsetzt, da war eine, die die Regeln brach, einfach so.


Das geht einfach nicht, das muss sanktioniert werden. Wir sind doch wie eine Familie, da schert niemand aus, wir sind alle gleich, auf Augenhöhe lieben wir uns, komme, was da wolle.


Und jetzt ist er da, der Augenblick, den ich so gefürchtet habe.

Ich gehöre nicht mehr dazu, ich bin ausgeschlossen, für immer.


Weg will ich nur noch, nichts wie weg.

Dahinten ist ein Loch im Zaun.

Ich will darauf zu kriechen, als es hinter mir in der Ferne zu donnern beginnt.

Eine Staubwolke schwebt nun über uns allen.

Es wird lauter und immer lauter.

Die Frauen sitzen wie erstarrt.


Gerade habe ich den Zaun erreicht, biege die Drähte auseinander und zwänge mich durch das Loch. Geschafft, ich bin auf der anderen Seite.


Die Staubwolke ist jetzt genau über den Köpfen der Frauen, ich schaue mich um und sehe eine fliegende Herde von Schafen aller Rassen. Sogar ein Heidschnuckenbock ist dabei. Sie springen über die Köpfe der Frauen hinweg, bilden einen Pulk um das Zaunloch, zwängen sich hindurch, beschnuppern mich, beginnen friedlich das dürre Gras zu knabbern und mich freundlich mit ihren großen Augen zu mustern. Drei Alpakas räkeln sich genüsslich auf meinen Beinen und wollen gekrault werden.


So flauschige, freundlich - weiße Köpfe…

Ich bin glücklich, hier gehöre ich hin...

95 Ansichten

danke liebe hanna für deinen wundervollen beitrag und dein inspirierendes bild!

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